Warum und wann tragen muslimische Mädchen den Hijab?

Der Hijab ist ein Schleier, den einige muslimische Frauen in muslimischen Ländern tragen, in denen die Hauptreligion der Islam ist, aber auch in der muslimischen Diaspora, in denen muslimische Menschen Minderheiten sind. Das Tragen oder Nicht-Tragen eines Hijabs ist teils Religion, teils Kultur, teils politisches Statement, teils Mode und meistens eine persönliche Entscheidung einer Frau, die auf dem Schnittpunkt aller vier basiert.

Das Tragen eines Schleiers vom Hijab- Typ wurde früher von christlichen, jüdischen und muslimischen Frauen praktiziert. Heute wird er hauptsächlich mit Muslimen in Verbindung gebracht und ist eines der sichtbarsten Anzeichen dafür, dass ein Mensch ein Muslim ist.

Arten von Hijab

Der Hijab ist nur eine Art Schleier, den muslimische Frauen heute und in der Vergangenheit verwenden. Je nach Sitte, Interpretation der Literatur, ethnischer Zugehörigkeit, geografischer Lage und politischem System gibt es viele verschiedene Arten von Schleier. Dies sind die häufigsten Arten, obwohl die Burka die seltenste von allen ist.

• Der Hijab ist ein Kopftuch, das den Kopf und den oberen Hals bedeckt, aber das Gesicht freilegt.
• Der Niqab (der hauptsächlich in Ländern am Persischen Golf reserviert ist) bedeckt das Gesicht und den Kopf, legt jedoch die Augen frei.
• Die Burka (meist in Paschtunen-Afghanistan) bedeckt den ganzen Körper mit gehäkelten Augenöffnungen.
• Der Tschador (meist im Iran) ist ein schwarzer oder dunkler Mantel, der den Kopf und den ganzen Körper bedeckt und mit den Händen festgehalten wird.
• Die Shalwar Qamis sind das traditionelle Outfit südasiatischer Männer und Frauen, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit, bestehend aus einer knielangen Tunika und einer Hose

Alte Geschichte

Das Wort Hijab ist vorislamisch, von der arabischen Wurzel hjb, was bedeutet, zu screenen, zu trennen, sich vor den Augen zu verstecken, unsichtbar zu machen. In modernen arabischen Sprachen bezieht sich das Wort auf eine Reihe von richtigen Kleidungsstücken für Frauen, aber keines von ihnen enthält eine Gesichtsbedeckung.

Die Verschleierung und Segregation von Frauen ist viel, viel älter als die islamische Zivilisation, die im 7. Jahrhundert n. Chr. Ihren Anfang hatte. Basierend auf Bildern von Frauen, die Schleier tragen, dürfte die Praxis etwa 3.000 v.Chr. Der erste überlieferte schriftliche Hinweis auf die Verschleierung und Segregation von Frauen stammt aus dem 13. Jahrhundert vor Christus. Verheiratete assyrische Frauen und Konkubinen, die ihre Geliebten in der Öffentlichkeit begleiteten, mussten Schleier tragen; Sklaven und Prostituierte durften den Schleier überhaupt nicht tragen. Unverheiratete Mädchen trugen nach ihrer Heirat Schleier. Der Schleier wurde zu einem regulierten Symbol für "Sie ist meine Frau".

Das Tragen eines Schals oder Schleiers über dem Kopf war in der Bronze- und Eisenzeit im Mittelmeerraum üblich - es scheint bei den Völkern des südlichen Mittelmeerraums, von den Griechen und Römern bis zu den Persern, gelegentlich in Gebrauch gewesen zu sein. Frauen aus der Oberschicht waren zurückgezogen, trugen einen Schal, der wie eine Kapuze über ihren Kopf gezogen werden konnte, und bedeckten ihre Haare in der Öffentlichkeit. Ägypter und Juden um das 3. Jahrhundert v. Chr. Begannen einen ähnlichen Brauch der Abgeschiedenheit und des Schleiers. Von verheirateten jüdischen Frauen wurde erwartet, dass sie ihr Haar bedecken, was als Zeichen der Schönheit und als privates Gut des Ehemanns galt und nicht öffentlich geteilt werden durfte.

Islamische Geschichte

Obwohl der Koran nicht ausdrücklich sagt, dass Frauen von der Teilnahme am öffentlichen Leben verschleiert oder ausgeschlossen werden sollten, besagen mündliche Überlieferungen, dass die Praxis ursprünglich nur für die Frauen des Propheten Mohammed war. Er bat seine Frauen, Gesichtsschleier zu tragen, um sie auseinander zu setzen, ihren besonderen Status anzuzeigen und ihnen eine gewisse soziale und psychologische Distanz zu den Menschen zu verschaffen, die ihn in seinen verschiedenen Häusern besuchten.

Etwa 150 Jahre nach Mohammeds Tod war das Verschleiern im Islamischen Reich weit verbreitet. In wohlhabenden Klassen wurden Frauen, Konkubinen und Sklaven in getrennten Räumen von anderen Haushalten, die sie möglicherweise besuchten, ferngehalten. Das war nur in Familien machbar, die es sich leisten konnten, Frauen als Eigentum zu behandeln: Die meisten Familien benötigten die Arbeit von Frauen als Teil ihrer häuslichen und beruflichen Pflichten.

Gibt es ein Gesetz?

In modernen Gesellschaften ist das Tragen eines Schleiers ein seltenes und neueres Phänomen. Bis 1979 war Saudi-Arabien das einzige Land mit muslimischer Mehrheit, in dem die Verschleierung von Frauen beim Ausgehen in der Öffentlichkeit vorgeschrieben war. Dieses Gesetz umfasste sowohl einheimische als auch ausländische Frauen unabhängig von ihrer Religion. Heute ist die Verschleierung von Frauen in nur vier Ländern gesetzlich vorgeschrieben: in Saudi-Arabien, im Iran, im Sudan und in der indonesischen Provinz Aceh.

Im Iran wurde der Hidschab nach der Islamischen Revolution von 1979, als Ayatollah Khomeini an die Macht kam, den Frauen auferlegt. Ironischerweise geschah dies zum Teil, weil der Schah des Iran Regeln aufgestellt hatte, die Frauen, die Schleier trugen, davon abhielten, eine Ausbildung oder einen Regierungsjob zu bekommen. Ein wesentlicher Teil der Revolte waren iranische Frauen, einschließlich derer, die nicht den Schleier trugen und auf der Straße protestierten und ihr Recht forderten, den Tschador zu tragen. Aber als die Ayatollah an die Macht kam, stellten diese Frauen fest, dass sie kein Wahlrecht erworben hatten, sondern nun gezwungen waren, es zu tragen. Heutzutage werden Frauen, die im Iran aufgedeckt oder unsachgemäß verschleiert wurden, mit Geldstrafen oder anderen Strafen belegt.

Unterdrückung

In Afghanistan haben paschtunische Gesellschaften optional eine Burka getragen, die den gesamten Körper und den Kopf der Frau mit einer Häkel- oder Netzöffnung für die Augen bedeckt. In vorislamischen Zeiten war die Burka die Art der Kleidung, die angesehene Frauen jeder sozialen Klasse trugen. Aber als die Taliban in den 1990er Jahren die Macht in Afghanistan übernahmen, wurde ihr Einsatz weit verbreitet und auferlegt.

Ironischerweise ist es in Ländern, die keine Mehrheitsmoslems sind, oft schwierig oder gefährlich, eine persönliche Entscheidung zu treffen, um den Hijab zu tragen, da die Mehrheitsbevölkerung die muslimische Kleidung als Bedrohung ansieht. Frauen wurden in Diaspora-Ländern diskriminiert, verspottet und angegriffen, weil sie den Hijab vielleicht häufiger trugen als in mehrheitlich muslimischen Ländern, weil sie ihn nicht trugen.

Wer trägt den Schleier und in welchem ​​Alter?

Das Alter, in dem Frauen anfangen, den Schleier zu tragen, hängt von der Kultur ab. In einigen Gesellschaften ist das Tragen eines Schleiers auf verheiratete Frauen beschränkt. in anderen Fällen beginnen Mädchen, den Schleier nach der Pubertät zu tragen, als Teil eines Übergangsritus, der anzeigt, dass sie jetzt erwachsen sind. Einige fangen noch recht jung an. Einige Frauen hören nach Erreichen der Wechseljahre auf, Hijab zu tragen, während andere es ihr ganzes Leben lang tragen.

Es gibt eine Vielzahl von Schleierstilen. Einige Frauen oder ihre Kulturen bevorzugen dunkle Farben; andere tragen eine breite Palette von Farben, hell, gemustert oder gestickt. Einige Schleier sind einfach transparente Schals, die um den Hals und die oberen Schultern gebunden sind. Das andere Ende des Schleierspektrums sind schwarze und undurchsichtige Mäntel, sogar mit Handschuhen zum Abdecken der Hände und dicken Socken zum Abdecken der Knöchel.

In den meisten muslimischen Ländern haben Frauen jedoch die gesetzliche Freiheit, zu entscheiden, ob sie sich verschleiern wollen oder nicht und welche Art von Schleier sie tragen möchten. In diesen Ländern und in der Diaspora besteht jedoch innerhalb und außerhalb der muslimischen Gemeinschaften ein sozialer Druck, sich an die Normen zu halten, die die jeweilige Familie oder religiöse Gruppe aufgestellt hat.

Natürlich bleiben Frauen weder den Gesetzen der Regierung noch dem indirekten sozialen Druck passiv unterworfen, unabhängig davon, ob sie gezwungen sind, den Hijab zu tragen oder nicht.

Religiöse Grundlage für die Verschleierung

Drei wichtige islamische religiöse Texte befassen sich mit der Verschleierung: der Koran, der Mitte des 7. Jahrhunderts u. Z. fertiggestellt wurde, und seine Kommentare ( Tafsir genannt ); Der Hadith, eine mehrbändige Sammlung von kurzen Augenzeugenberichten über die Reden und Taten des Propheten Muhammad und seiner Anhänger, galt als praktisches Rechtssystem für die Gemeinde. und islamische Rechtsprechung, die gegründet wurde, um das Gesetz Gottes ( Scharia ) so zu übersetzen, wie es im Koran festgelegt ist.

Aber in keinem dieser Texte ist eine bestimmte Sprache zu finden, die besagt, dass Frauen verschleiert werden sollen und wie. In den meisten Verwendungen des Wortes im Koran bedeutet Hijab beispielsweise "Trennung", ähnlich dem indo-persischen Begriff der Purdah . Der eine Vers, der am häufigsten mit der Verschleierung zusammenhängt, ist der "Vers des Hijab", 33:53. In diesem Vers bezieht sich Hijab auf einen Trennungsvorhang zwischen Männern und Frauen des Propheten:

Und wenn Sie seine Frauen nach Gegenständen fragen, fragen Sie sie hinter einem Vorhang (hijab); das ist sowohl für dein als auch für ihr herz sauberer. (Quran 33:53, übersetzt von Arthur Arberry, in Sahar Amer)

Warum muslimische Frauen den Schleier tragen

• Einige Frauen tragen einen Hijab als eine kulturelle Praxis, die spezifisch für muslimische Religionen ist und eine Möglichkeit, sich wieder tief mit ihren kulturellen und religiösen Frauen zu verbinden.
• Einige afroamerikanische Muslime nehmen es als Zeichen der Selbstbestätigung an, nachdem Generationen ihrer Vorfahren gezwungen waren, sich als Sklaven zu enthüllen und auf dem Auktionsblock ausgestellt zu werden.
• Einige möchten einfach nur als Muslime identifiziert werden.
• Einige sagen, der Hijab gebe ihnen ein Gefühl der Freiheit, Befreiung von der Notwendigkeit, Kleidung zu wählen oder mit einem schlechten Tag fertig zu werden.
• Einige entscheiden sich dafür, weil es ihre Familie, Freunde und Gemeinschaft tun, um ihr Zugehörigkeitsgefühl zu bekräftigen.
• Einige Mädchen nehmen es an, um zu zeigen, dass sie Erwachsene sind und ernst genommen werden.

Warum muslimische Frauen den Schleier nicht tragen

• Einige entscheiden sich dafür, die Verschleierung zu beenden, nachdem sie sich mit den heiligen Schriften beschäftigt haben, und zu erkennen, dass dies nicht ausdrücklich verlangt, dass sie eine tragen.
• Einige entscheiden sich dafür, es nicht mehr zu tragen, weil die Bescheidenheitsregel des Quran besagt, dass Sie "nicht auf sich aufmerksam machen" und das Tragen von Schleier in der Diaspora Sie von anderen unterscheidet.
• Aus irgendeinem Grund können sie ohne den Hijab bescheiden sein.
• Einige moderne muslimische Frauen glauben, dass der Hijab eine Ablenkung von ernsten Themen wie Armut, häuslicher Gewalt, Bildung, Unterdrückung durch die Regierung und Patriarchat darstellt.

Quellen:

• Abdul Razak, Rafidah, Rohaiza Rokis und Bazlin Darina Ahmad Tajudin. "Interpretationen von Hijab im Nahen Osten: politische Diskussionen und soziale Implikationen für Frauen." Al-Burhan: Zeitschrift für Koran- und Sunna-Studien.1 (2018): 38.51. Drucken.
• Abu-Lughod, Lila. "Müssen muslimische Frauen wirklich gerettet werden? Anthropologische Überlegungen zum kulturellen Relativismus und seinen anderen." American Anthropologist 104.3 (2002): 783 & ndash; 90. Drucken.
• Amer, Sahar. Was ist Schleier? Islamische Zivilisation und muslimische Netzwerke. Eds. Ernst, Carl W. und Bruce B. Lawrence. Chapel Hill: Die Universität von North Carolina Press, 2014. Print.
• Arar, Khalid und Tamar Shapira. "Hijab und Principalship: Das Zusammenspiel von Glaubenssystemen, Bildungsmanagement und Geschlecht unter arabischen muslimischen Frauen in Israel." Gender und Bildung 28.7 (2016): 851 66. Drucken.
• Geschwätzig, Dawn. "Die Gesichtsbedeckung der Burka: Ein Aspekt der Kleidung im Südosten Arabiens." Kleidersprachen im Nahen Osten . Eds. Ingham, Bruce und Nancy Lindisfarne-Tapper. London: Routledge, 1995. 127 ~ 48. Drucken.

• Lesen Sie Jen'nan Ghazal und John P. Bartkowski. "Verschleiern oder nicht verschleiern?" Gender & Society 14.3 (2000): 395 417. Print.:A Case Study of Identity Negotiation unter muslimischen Frauen in Austin, Texas
• Selod, Saher. "Verweigerte Staatsbürgerschaft: Die Rassisierung muslimischer amerikanischer Männer und Frauen nach dem 11. September." Critical Sociology 41.1 (2015): 77 ~ 95. Drucken.
• Strabac, Zan et al. "Den Schleier tragen: Hijab, Islam und Berufsqualifikationen als Determinanten sozialer Einstellungen gegenüber Migrantinnen in Norwegen." Ethnic and Racial Studies 39.15 (2016): 2665 & ndash; 82. Drucken.
• Williams, Rhys H. und Gira Vashi. "Hijab und amerikanische muslimische Frauen: Schaffung des Raums für autonome Selbst." Soziologie der Religion 68.3 (2007): 269 87. Drucken.